Rezept: Kartoffelsuppe mit Steinpilzen aus Hackus, Knieste & Runx Munx - Das Rezeptbuch aus dem Harz von Hilde Thoms

Rezept: Kartoffelsuppe mit Steinpilzen aus Thale

Kartoffelsuppe mit Steinpilzen aus Thale

  • 30 g getrocknete oder 300 g frische Steinpilze
  • 800 ml Gemüsebrühe
  • 2 Zwiebeln (gewürfelt)
  • 1 Möhre (geschält und gewürfelt)
  • 150 g Knollensellerie
  • 1 Petersilienwurzel
  • 500 g Kartoffeln (mehlig kochend)
  • 1 kleine Lauchstange ((nur das Weiße))
  • 2 EL Rapsöl
  • 2 TL Walnußöl
  • 2 TL Zucker
  • Salz, Muskatnuß, Chili oder Cayennepfeffer
  1. Die Steinpilze, gesäubert, mit 1/4 l kochend heißem Wasser übergießen und 20 Minuten zugedeckt weichen lassen. Die Pilze abgießen, ausdrücken, klein schneiden, die Flüssigkeit auffangen.
  2. Die Zwiebeln im Rapsöl glasig dünsten, das Wurzelwerk zugeben und unter Rühren 3 Minuten anbraten, mit dem Zucker bestreuen, weiterrösten, bis der Zucker karamellisiert ist.
  3. Die Gemüsebrühe, Pilze und Pilzflüssigkeit hinzugeben, aufkochen und etwa 5 Minuten köcheln lassen. Kartoffeln und Lauch nun zugeben und 20 Minuten zugedeckt weiterköcheln, bis alle Zutaten gar sind.
  4. Pürieren und mit Salz, Muskatnuß, Chili oder Cayennepfeffer und 2 TL Walnußöl abrunden.


Warmer Kartoffelsalat aus Hackus, Knieste & Runx Munx - Das Rezeptbuch aus dem Harz von Hilde Thoms

Rezept: Warmer Kartoffelsalat aus Westerhausen

Warmer Kartoffelsalat aus Westerhausen

  • 1 Kg Kartoffeln
  • 3-4 EL Apfelessig
  • ¼ EL Salz
  • 1 Prise Zucker
  • 1 ½ EL Öl
  • Gehackter Schnittlauch
  • Pfeffer, Zwiebel nach Geschmack
  1. Mit kochend heißem Wasser die Marinade vorbereiten, die frisch geschälten Pellkartoffeln heiß in feine Scheiben schneiden und in die Soße unterheben, dann etwa 20 Minuten ziehen lassen.
  2. Schmeckt sehr gut zu herzhaften Wurst- und Fleischgerichten und zur Harzer Schmorwurst oder auch zu den echten Halberstädter Würstchen.

Dieses Rezept ist für 4 Personen gedacht.


Harzer Hexentopf – Eine deftige Spezialität

Harzer Hexentopf – Eine deftige Spezialität

Harzer Hexentopf – Eine deftige Spezialität

Beim Harzer Hexentopf ist alles erlaubt, was in den Pott kommt – ein vorzügliches Reste-Essen. Es läßt sich gut vorbereiten, lagern, einfrieren und wieder aufwärmen. So gewinnt dieses Gericht sogar noch an Geschmack. Heiß gelöffelt ist er in der kalten Jahreszeit wahres Winterglück, er wärmt Körper und Seele und verhilft zu neuer Energie. Aber auch in den wärmeren Jahreszeiten mundet er heiß.

  • 500 g mageres Rindfleisch
  • 60 g Schweineschmalz
  • 2 Zwiebeln
  • 200 ml Rotwein
  • 300 g Spitz- oder Weißkohl
  • Je 200 g Knollensellerie und Möhren
  • 1 Lauchstange
  • Etwa 250 g Kartoffeln
  • 1 Liter Gemüse- oder Fleischbrühe
  • 2 Lorbeerblätter
  • 5 Wacholderbeeren
  • 2 Knoblauchzehen
  • Meersalz, Pfeffer, Gehackte Petersilie
  1. Das Fleisch, in kleine Stücke geschnitten, im Topf mit heißem Schmalz anbraten, dann die Zwiebeln und Knoblauchzehen zugeben, goldgelb mit dem Rotwein ablöschen.
  2. Das geputzte und kleingeschnittene Gemüse, die gewürfelten Kartoffeln und die Gewürze hinzufügen und mit Brühe auffüllen.

Das Gericht vor dem Servieren mit gehackter Petersilie versehen.

Main Course
Harz
Eintopf, heiß


Neunersuppe für den Gründonnerstag

Rezept: Neunersuppe für den Gründonnerstag

Neunersuppe für den Gründonnerstag

Als Frühjahrskur kann es nichts Kräftigenderes geben als diese Suppe! Goethe und Humboldt schworen auf diesen Muntermacher. Die Redewendung »Ach du grüne Neune« geht auf diese Wildgemüse-Suppe zurück. Sie setzt sich aus neun Kräutern zusammen, die das Frühjahr bieten kann.

  • 200 g Brennesseln
  • 100 g Giersch (¼)
  • restlichen 100 g Schafgarbe, Gänseblümchen, Gundermann, Brunnenkresse, Vogelmiere, Löwenzahn und Wegerich
  • 1 Zwiebel
  • Butter
  • Saure Sahne, Schmand oder Crème fraiche
  • Salz, Pfeffer, Muskat
  1. Diese Frühlingskräutermischung wird in kochendem und leicht gesalzenem Wasser blanchiert.
  2. Die gehackte Zwiebel wird in Butter angedünstet, die blanchierten Kräuter hinzugegeben, zusammen erhitzt und dann püriert.
  3. Abgeschmeckt wird mit Salz, Pfeffer, Muskat; ein Löffel Butter, saure Sahne, Schmand oder Crème fraiche machen das Gericht sahnig, wenn alles nochmals mit dem Pürierstab geschlagen wird.
  4. Nach Belieben mit Wasser verdünnen oder mit Kartoffeln andicken.

Die Kräuter können auch gegen andere ausgetauscht werden, wichtig ist, daß neun Arten enthalten sind.


Ein Gemüse-Fleisch-Topf aus dem Harz

Runx Munx – Ein Gemüse-Fleisch-Topf für 8 Personen

Runx Munx – Ein Gemüse-Fleisch-Topf für 8 Personen

Das ist ein sehr beliebtes und traditionelles Gericht aus dem Harz für die Herbstzeit, das Bergleute aus dem Erzgebirge vor etwa 400 Jahren mitbrachten. Es ist ein Pfannen- oder auch Topfgericht mit Kraut und Rüben (runx, von Runkelrübe), als Zusammengekochtes (munx, d. h. alles durcheinander) mit Schweinefleisch oder Ochsenschwanz und der traditionellen Schmorwurst.

  • 3-4 Zwiebeln
  • 2 Stangen Lauch
  • 50 g Butter
  • 800 g Weißkohl
  • 1 Steckrübe
  • 3 Möhren
  • 1500 g Ochsenschwanz oder Rindersuppenfleisch (mit Knochen)
  • 400 g geräucherter Bauchspeck
  • 8 Schmorwürste oder Mettenden
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Kartoffeln
  • 5-6 Wacholderbeeren
  • Salz und Pfeffer
  1. Das gesamte Gemüse waschen, schälen, schneiden und andünsten, mit der Brühe auffüllen.
  2. Fleisch und den gewürfelten Bauchspeck zugeben und über dem Feuer eineinhalb Stunden zugedeckt köcheln lassen bei mittlerer Hitze, in den letzten 30 Minuten die Wurst mitköcheln lassen.

Runx Munx ist sehr gehaltvoll, sättigend, hocharomatisch und eine Hauptmahlzeit für eine größere Familienrunde.

Main Course, Soup
Harz


Brauhaus Goslar

Harzer Bier: Zwischen Tradition und Moderne

Hopfen und Malz, Gott erhalt’s: Bier war im Harz als Volksgetränk unverzichtbar, weil es das einzige Getränk war, das das ganze Jahr über relativ steril hergestellt werden konnte. Heute können Biere industriell in wenigen Tagen hergestellt werden, aber durch Eile leiden Qualität und Geschmack. Ein Bier aber soll schmecken. Darum werden im Harz heute immer noch gute Biere mit Kompetenz und aus Tradition gebraut.

Im Mittelalter wurde das Bier aus sehr unterschiedlichen Zutaten gebraut. Erst im 15. Jahrhundert wurden die Kräuterbiere zunehmend vom Hopfenbier verdrängt. Die Metapher vom Bier als »flüssiges Brot« hatte einen ernsthaften historischen Hintergrund: Damals galt Bier als geeignetes Getränk für Kinder. Es hatte einen geringeren Alkoholgehalt und war durch den Kochprozeß keimfrei, was vom damaligen Trinkwasser nicht behauptet werden konnte. In Zeiten von Mißernten war es wegen seines Kaloriengehalts eine wichtige Ergänzung zur knappen Nahrung. Minderwertiges Getreide mußte nicht weggeworfen werden, sondern wurde durch das Bierbrauen halbwegs genießbar.

Seit dem Mittelalter wird aus Hopfen und Malz im Harz Bier gebraut, wenn auch der Fermentierprozeß nicht immer gelang. Die ersten Brauhäuser gab es im 12. Jahrhundert, hervorgegangen aus den Brauereien der Klöster. Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist das Einbecker Bier bekannt. In Goslar wurde aus Weizen-Malz das obergärige Gose-Bier hergestellt, benannt nach der durch Goslar fließenden Gose mit besonders gutem und kalkarmem Wasser. Auch dieses Bier war nicht lange haltbar. Es hatte stark abführende Wirkung und wurde auch medizinisch genutzt und »Puparschknall« genannt. Aber das Gose-Bier war auch ein Getränk der Könige: So wurde es Otto dem III. (980-1002) bei seinen Besuchen im freiweltlichen Frauenstift zu Quedlinburg von seiner Schwester Adelheid serviert.

Im Oberharz wurde ein zweiter und damit minderwertiger Aufguß benutzt, um den Verkaufserlös bestimmten Zwecken zuzuführen. So gab es ein »Glockenbier« oder auch ein »Pflasterbier« zur Erneuerung des Straßenpflasters. Schlechte oder sauer gewordene Gebräue versuchte man durch merkwürdige Zusätze noch zu retten. Man war immer auf der Suche nach haltbareren und geschmackvolleren Bieren, so daß es später in der Region Harz so viele Biersorten gab wie kaum in einer anderen Landschaft. An einigen Orten war auch das Kesselbrauen zum häuslichen Gebrauch erlaubt, wenn kein Brauhaus vorhanden war oder Städte weit entfernt lagen. Dieses Bier war aber kein sicheres Lebensmittel, da Wasser oft verunreinigt war.

Im April 1516 wurde das Reinheitsgebot für Bier beschlossen. Es ist die älteste Lebensmittelverordnung der Welt. Sie sollte Biertrinker vor gesundheitlichen Gefahren schützen. Davor zuweilen verwendete Zutaten wie Ruß für Dunkelbier oder Stechapfel und Fliegenpilz waren fortan untersagt. Seither ist deutsches Bier auf vier Zutaten begrenzt: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Derzeit sind übrigens die Tschechen Weltrekordhalter im Bierkonsum. Das Zunftzeichen der Brauer ist der Sechsstern oder das Hexagramm, ein Symbol für die beim Bierbrauen erforderlichen Elemente Feuer, Erde, Luft, Wasser, Hopfen und Malz. Auf alten Abbildungen findet man das Hexagramm über dem Braukessel angebracht.

Heute können Biere industriell in wenigen Tagen hergestellt werden, aber durch Eile leiden Qualität und Geschmack. Ein Bier aber soll schmecken. Darum wird die Gose – das Harzer Urbier – in Goslars Gasthausbrauerei heute immer noch selbst produziert und mit einer feinen Note von Salz und Koriander veredelt.

In einem Stadtteil Wernigerodes, in Hasserode, gründete im Jahr 1872 ein gewisser Robert Hoppe die Brauerei »Auerhahn« nebst Biersalon. 1920 entsteht daraus die Hasseröder Brauerei AG. 1997 wird von der Hasseröder Brauerei in Wernigerode eine der modernsten Produktionsstätten in Europa errichtet.

Auch in der Altenauer Brauerei werden gute Biere mit Kompetenz und aus Tradition gebraut. Statt mit Hopfenextrakt wird mit echtem Hopfen gearbeitet. Der Hopfen ist mehr als die Summe seiner Bestandteile, seine Inhaltsstoffe beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen in ihrer Gesamtheit den eigentlichen Wert des Naturproduktes. Gebraut wird mit Harzer Quellwasser und dem besonderen Pilsner Malz von den eigenen Feldern des Klostergutes Wöltingerode.

Museums- und Traditionsbrauerei WippraEinmalig in Europa ist die Museums- und Traditionsbrauerei Wippra bei Sangerhausen. Das ist so, weil die noch komplett erhaltene und in Mitteldeutschland einmalige Transmissionsanlage alle Rührwerke und die alte Schrotmühle antreibt wie vor 100 Jahren. Im 500 Jahre alten Eiskeller reifen und lagern die Jahrgangsbiere.


Selbstgebackene Brötchen mit Mehl aus der Harzer Mühle

Rezept: Selbstgebackene Brötchen mit Mehl aus der Harzer Mühle

Selbstgebackene Brötchen mit Mehl aus der Harzer Mühle

  • 100 g Grieß
  • 200 g Weizenmehl
  • 200 g Dinkelmehl
  • 1 Päckchen Backpulver
  • 1 Würfel Hefe ((42g))
  • 80 g Butter
  • 375 g 40%igen Quark
  • 2 Eier
  • Eine Prise Salz
  • 2 EL Milch (lauwarm)
  1. Grieß, Mehl und Backpulver trocken verrühren. In die Mitte eine Mulde drücken und die in Milch gelöste Hefe hineinbringen. Die restlichen Zutaten mit dem Rührwerk 5 Minuten vermengen.
  2. Den Teig an einem warmen Ort 30-45 Minuten ruhen lassen. Danach den Teig mit der Hand kräftig kneten, in drei Stränge schneiden und ungefähr 4 cm breite Scheiben schneiden. Scheiben in Form bringen, in Grieß wälzen und 10 Minuten gehen lassen. Auf einem Backblech 20 Minuten backen.

Diese Masse ergibt ungefähr 15-18 kleine Brötchen. Rezept von Matthias Appelt aus Quedlinburg.


Illustration, Zwergenkönig Hübich

Die Sage vom Zwergenkönig Hübich

In altersgrauer Zeit, als noch die Riesen auf Erden wandelten, ging einst ein solch gewaltiger Geselle bei Grund vorbei. Da spürte er einen empfindlichen Druck am Fuße. Er zog seinen Schuh aus, und sah, dass nur ein Stein ihn gedrückt hatte. Den schüttete er aus. Der Stein blieb dicht bei Grund liegen.

Was aber für den Riesen nur ein Steinchen war, das waren für die gewöhnlichen Menschen ein paar mächtige, aneinanderstehende Kalksäulen. In denen hauste der Zwergenkönig Hübich mit seinen Unterthanen. Diese hatten daher den Namen Hübichenstein erhalten.

Der König war tätigen Menschen gut gesinnt und zeigte sich nur gegen diejenigen boshaft und neckisch, die in den Waldungen Schaden anrichteten oder seinem Völkchen unrecht thaten. Obgleich Hübich nur ein winzig kleines Männlein war, hatte er die Macht, sich gewaltig auszurecken und war dann schrecklich anzusehen. Sein Gesicht war grau und alt, von zottigen Haaren umgeben, und sein langer, eisgrauer Bart, in welchem er zauberische Kraft besaß, floss bis auf die Brust herab. In der Hand trug er ein Grubenlicht, welches so hell wie eine Sonne schien und in dessen Glanze die goldene Krone auf seinem Haupte wunderbar schön erstrahlte.

Der Hübichenstein wurde auch wohl die Zwergkanzel genannt, doch diejenigen, die es wagten, den Fels zu erklimmen, wurden von dem Zwergkönig in die Tiefe gestürzt. Einst aber ging der Sohn des Försters aus Grund, Hans geheißen, mit seinem Freunde dort spazieren. Der meinte zu Hans, dass es überhaupt unmöglich sei, diese steile Höhe zu erklimmen. Da packte Hans der Übermut, und mit erstaunlicher Geschwindigkeit begann er den steilen Berg zu erklimmen.

Der Freund bat ihn, doch um Gottes willen von seinem Vorhaben abzustehen; er möge an Hübich denken, der keinen auf seinem Felsen dulde und ihn sicher herabstürzen würde. Doch Hans lachte nur ob der Mahnung. Dabei klomm er höher und höher, und bald hatte er den Gipfel des Berges erreicht. Hier tanzte und sprang er jauchzend herum; erst nach längerer Zeit schickte sich an, wieder hinunterzuklettern.

Doch was war das? So sehr Hans sich auch mühte, es war ihm unmöglich, auch nur einen Schritt vorwärts zu tun. – Mit größter Angst sah der Freund die vergeblichen Bemühungen, ohne ihm irgenwie helfen zu können; denn jener wurde von unsichtbarer Macht gehalten. Er stürzte fort, um Hansens Vater zu holen. Auch der Förster wusste keinen Rat und blickte ratlos hinauf zu dem klagenden Sohne. Stundenlang erneuerte dieser seine vergeblichen Versuche, stundenlang bat Hans, sein Vater möge ihm doch helfen; denn dort oben langsam zu verhungern, sei ein zu entsetzlicher Tod.

Zuletzt bat er seinen Vater, ihn von dort oben herunterzuschießen. Und nach langem verzweifelten Zaudern schickte sich der Förster an, den Wunsch seines Sohnes zu erfüllen. Als er aber mit zitternder Hand zu zielen begann, trat ihm Hübich entgegen. »Was beginnst Du?« fragte er finster den Förster. »Lass ab von so törichtem Tun!« Damit verschwand er so plötzlich, wie er gekommen. Statt seiner erschienen viele boshafte kleine Zwerge. Sie warfen mit Tannzapfen und fuhren mit Zweigen über des Försters Gesicht, so dass an ein weiteres Zielen gar nicht zu denken war.

So entschloss sich der Förster, jetzt seinen Sohn zu verlassen; damit er bei Tagesanbruch gekräftigt sei, um sein Vorhaben ausführen zu können. Kaum aber war er verschwunden, so begann an dem Berge ein reges Leben. Hunderte von winzigen Zwergen trugen kleine Leitern herbei. Mit Windeseile fügten sie dieselben aneinander und in kurzer Zeit hatte das geschäftige Völkchen den Gipfel erreicht. Ein Zwerg hob Hans auf die Schultern und trug ihn die lange Leiter hinab. Unten angelangt, stellte der Zwerg seine Bürde nieder und verschwand mit allen kleinen Wichten. Wie im Traum blickte Hans umher, als er plötzlich Hübich vor sich sah.

»Nun, Bursche,« hob dieser an, »da hast Du einmal eine ordentliche Angst ausgestanden. Sieh, so geht’s denen, die sich fürwitzig in meinen Bereich wagen. Und hätte ich nicht gewusst, dass Du sonst ein braver Bursche bist, so lägst Du zerschmettert hier unten. Doch will ich Dich jetzt entschädigen und Dich in mein Schloss führen. Dort wirst Du wohl die ausgestandene Angst vergessen.«

Vor sich in der Felswand erblickte Hans plötzlich ein offenes Tor. Durch dieses führte der Zwergenkönig seinen Gast in einen weiten Saal. Prächtig flimmerte und glänzte es hier, so dass der Försterssohn anfangs ganz geblendet war. Von der hohen Decke herab hing ein krystallener Kronleuchter. Die Wände waren von glitzerndem Stufenerz, reich mit Gold und Silber verziert.

Hans war so im Anschauen versunken, dass der König ihn wiederholt anrufen musste. Aber die offenen und freien Antworten des Burschen schienen dem Alten wohl zu gefallen, denn wiederholt nickte er ihm gütig zu.

Dann stand er auf und hieß Hans, ihm zu folgen. Als sie einige Räume durchschritten hatten, gelangten sie in einen Saal, der fast noch größer war als der erste. Auch dieser Raum war prächtig ausgestattet. An einer Seite desselben lag lauter Silber, an der andern Gold. Auf dieses wies der Zwergkönig und befahl dem Försterssohn, wenn er Gold« rufe, von diesem zu nehmen, wenn er aber »Silber« sage, auf der andern Seite zuzugreifen.

Illustration, Zwergenkönig Hübich
Illustration Luise Bussert, „Die schönsten Sagen aus dem Harz“

Nun kommandierte Hübich unaufhörlich: »Gold, Silber! Gold, Silber!« Alle Taschen, Tuch und Mütze waren bald voll. Da rief der König: »Jetzt ist’s genug; doch nun höre: auch ich habe eine Bitte an Dich. Sieh, solange der große Hübichenstein der große bleibt, darf ich auf Erden umherwandern und kann vielen Gutes tun; wird derselbe aber zum kleinen Hübichenstein, dann habe ich meine Herrschaft auf der Oberwelt verloren. Darum bitte ich Dich, Sorge zu tragen, dass keiner mehr hier in der Nähe nach Raben und Falken schießt, denn durch das Gedröhn der Schüsse lösen sich Felsbröckchen ab und mein Reich wird kleiner und kleiner.«

Hans versprach den Wunsch Hübichs zu erfüllen und gelobte ihm, dass keiner fortan es wagen solle, durch Schießen sein Gebiet zu gefährden. Dann überfiel ihn plötzlich eine so unwiderstehliche Müdigkeit, dass er gezwungen war, sich niederzulegen und auch sofort einschlief.

Durch heftigen Frost geschüttelt erwachte er und rieb sich verwundert die Augen. Da sah er, dass er unten am Fuße des Hübichensteins lag. Aber neben ihm lag all das Gold und Silber, welches er von Hübich erhalten hatte. Schnell packte er die Schätze zusammen und eilte zu seinem Vater, der in Angst und Sorge schlaflos die Nacht verbracht hatte und jetzt gerade wieder zum Hübichenstein hinausgehen wollte. Mit Staunen wurden die mitgebrachten Herrlichkeiten betrachtet. Einen großen Teil seines Reichtums gab Hans den Armen, dann aber ging er zur Obrigkeit – es wurden Schritte getan, das Schießen nach dem Hübichenstein zu verhindern. So hat man auch den Zwergenkönig noch lange im Walde umhergehen sehen. Manchem hat er noch Gutes getan, aber auch manchen bestraft.

Illustration Luise Bussert, „Die schönsten Sagen aus dem Harz“

Als aber der dreißigjährige Krieg übers Land zog und auch in Grund viele Kaiserliche lagen, da haben sie die Geschichte von dem Hübichenstein erzählen hören. Das war für die wilde Kriegshorde ein willkommener Spaß! Mit Karthaunen haben sie die Spitze des Berges herabgeschossen, so dass derselbe zum kleinen Hübichenstein geworden ist. Somit hatte denn Hübichs Regiment auf der Oberwelt sein Ende erreicht, und keiner hat ihn seit jener Zeit wieder gesehen. Den Eingang, der in des Zwergkönigs Schloss führte, bezeichnet eine Grotte, und wenn es Euch gelüstet, Hübichs Schätze zu schauen, so versucht nur, ob Ihr durch denselben nicht tiefer in sein Reich zu dringen vermögt.


Brockenkuppenrundgang mit Brockengarten

Brockenkuppenrundgang mit Brockengarten

Überblick

  • über den Heinrich-Heine-Weg von Ilsenburg etwa 10 km und 860 Höhenmeter
  • von Bad Harzburg führt der Weg über den Hirtenstieg: 13 km und 950 Höhenmeter
  • gute Kondition und gute Ausrüstug (festes Schuhwerk) erfoderlich. Wegen plötzlich eintretender Wetterwechsel auch an geeignete Kleidung denken
  • Mit Nummernschildern wird man auf dem Rundweg geleitet
  • Bitte unbedingt Wegegebot beachten!

Jeder Besucher des Harzes hat den Wunsch, wenigstens einmal auf dem Gipfel des Brockens gewesen zu sein – das höchste Wanderziel oberhalb der Waldgrenze. Und seit der Harz wieder grenzenlos ist, entwickelte sich ein nie versiegender Touristenstrom auf den »Berg der Deutschen«. Werden dabei die Lebensräume des Berges noch überleben? Zahlreiches Kommen und Gehen liegen hier sehr dicht beieinander.

»Heller wird es schon im Osten
Durch der Sonne kleines Glimmen,
weit und breit die Bergesgipfel
in dem Meeresnebel schwimmen.«
Heinrich Heine, Der Brocken

Der Brocken ist auf dem Wanderwege über den Heinrich-Heine-Weg von Ilsenburg [etwa 10 km und 860 Höhenmeter!] für den gut trainierten Wanderer zu erreichen; von Bad Harzburg führt der Weg über den Hirtenstieg [13 km und 950 Höhenmeter]. Für diesen Aufstieg sind gute Kondition und gute Ausrüstug erfoderlich. Es geht vorbei an der Hermann-Löns-Bank, dem Abenteuerspielplatz, über das Eckertal zur Eckertal-Sperrmauer. Das letzte Ende trifft auf den Heinrich Heine-Weg und ist der steilste Abschnitt.

Von Schierke durch das Eckerloch [ca. 5 km und 500 Höhenmeter] ist der kürzeste, aber auch insgesamt der steilste Aufstieg. Gute Kondition und festes Schuhwerk sind Voraussetzung! Vom Torfhaus [9 km und 360 Höhenmeter] aus sind die geringsten Höhenunterschiede zu überwinden. Es ist der Goethe-Weg, weil der Dichterfürst auf der ersten seiner drei Harzreisen [1777, 1783 und 1784] den Brocken vom Torfhaus aus erreichte und dazu 3 Stunden benötigte.

Es bleibt noch die Fahrt mit der Brockenbahn ab Wernigerode oder ab Drei Annen Hohne durch den Nationalpark auf den Gipfel – das ist ein anderes Erlebnis.

Der Hexenstieg [ein Gemeinschaftsprojekt vom Harzer Tourismusverband, dem Harzklub und dem Nationalpark Harz von Osterode nach Thale] und der Teufelsstieg [ein weltweit literarischer länderübergreifender Themenweg von Elend nach Bad Harzburg] kreuzen sich auf dem Gipfel.

Der Brocken ist das Herzstück des Nationalparks Harz und besonders schutzbedürftig. Darum ist unbedingt das Wegegebot einzuhalten. Für den plötzlich eintretenden Wetterwechsel an geeignete Kleidung denken! Auf der Kuppe des Berges gibt es einen Rundwanderweg, für den man sich Zeit nehmen muß. Hier erlebt jeder Besucher immer noch den ursprünglichen Eindruck, der Goethe und Heinrich Heine faszinierte – nicht nur den Reiz der herrlichen Aussicht, sondern ebenso den unberechenbaren schnellen Wetterwechsel und, damit verbunden, eigentümliche Stimmungen.

Die Größe und Schönheit der Natur wird durch die wechselnden Naturszenen jeden Besucher lebhaft anziehen, der noch Sinn für das Erhabene besitzt. Mit Nummernschildern wird man auf dem Rundweg geleitet. Hier gilt absolutes Wegegebot!

Viel Sehenswertes erwartet den »Gipfelstürmer«, der bei guter Sicht an dieser Stelle mit unendlichen Fernblicken in das Harzvorland belohnt wird. Die weitreichende Aussicht ist wohl der höchste Genuß, den Vater Brocken fast von allen Seiten bietet. Eine großartige ausgedehnte Landkarte hat man vor sich. Bei guter Fernsicht sind insgesamt 89 Städte, 668 Flecken und Dörfer zu sehen!

Die BrockenbahnDie Brockenbahn, die 1899 erstmalig auf der 16 km langen Strecke den Höhenunterschied von 588 Metern mit Dampflokomotiven überwand, bringt seit 1991 die Besucher wieder auf den Gipfel.

BrockengartenDer Brockengarten – ein naturbelassenes Versuchsfeld – kann nur mit Führungen besichtigt werden. Ab Mitte Mai von Mo-Fr jeweils 11.30 Uhr und 14 Uhr. An Wochenenden gehört er zur geführten Rundwegwanderung um 11 Uhr und 13 Uhr. Treffpunkt: Wetterwarte.

Es ist der älteste Hochgebirgspflanzengarten Deutschlands, der 1890 von der Georg-August-Universität Göttingen gegründet und nach 1949 von der Martin-Luther-Universität Halle betreut worden ist. Nach 1990 mußte er durch die Botanischen Gärten beider Universitäten wieder neu aufgebaut werden und ist heute auch Teil des Nationalparks.

Auf 1000 m² Fläche entstand eine einzigartige Gartenanlage, ein Alpinum mit über 1800 verschiedene Pflanzenarten aus allen Hochgebirgsregionen der Erde, um sehr seltene und bedrohte Arten zu schützen und zu bewahren. Angepaßt an die rauhen klimatischen Verhältnisse, ist ihr Wuchs zwischen Felsspalten entsprechend niedrig, andere kriechen förmlich über den Boden.

Die Fläche ist in Schau- und Versuchsflächen gegliedert. Die Beete sind nach geographischen Gesichtspunkten bepflanzt, so daß man eine Reise von den Alpen bis nach Südafrika machen kann.

Der Besucher erlebt die Vielfalt der besonderen Pflanzen in einer Mannigfaltigkeit leuchtender Farben und schult sein Auge auch für die Zierde des scheinbar Unscheinbaren. Kostbarkeiten sind neben der Brockenanemone, dem gelben Brocken-Enzian und vielen Enzianarten die Alpenrose, die Darwin-Pantoffelblume und das Schnee-Edelweiß. Dieser Versuchs- und Schaugarten ist auch ein Lernort für botanisch Interessierte und Studenten. Seine wesentlichsten Aufgaben sind die Renaturierung der Bergkuppe und die Öffentlichkeitsarbeit.

An diesem Platz hat sich Goethe bei seiner ersten Harzreise zur Walpurgisszene in »Faust« inspirieren lassen. Die empfindlichen Landkartenflechten auf den Granitklippen sind in Jahrzehnten gewachsen. Von hier aus hat man einen guten Ausblick weit über den Wurmberg hinaus.

Die Ausbildung dieser natürlichen Heidegesellschaft ist auf der Bergkuppe nur durch die Waldfreiheit möglich. Hier sind die Charakterpflanzen des Brockens wie die Brockenanemone und das Alpenhabichtskraut zu Hause, beide kommen deutschlandweit nur hier vor; sie sind aber in ihrem Bestand gefährdet. Viele konkurrenzstarke Gräser machen ihnen den Lebensraum streitig. Aber die Flächen der Heidekraut- und Beerkrautheide konnten durch geeignete Pflegemaßnahmen erweitert werden, in der der Bestand der Brockenanemone gesichert ist.

In dieser Zone ist alles geschützt, Lebensräume von Bäumen, Mooren, Tier- und Pflanzenarten; es werden keine Eingriffe vorgenommen. In der Entwicklungszone soll wieder ein naturnaher Mischwald entstehen.

Für den Naturschutz ist diese nördlichste natürliche Waldgrenze besonders wertvoll. Es sind vor allem Winde und starke Stürme, die den Waldbewuchs der Kuppe verhindern. Durch die exponierte Lage ist der Gipfel auch der niederschlagsreichste Punkt mit extremen Wetterbedingungen. Die Sommer sind kurz, die Winter dafür lang.

Dieser Stieg ist gleichzeitig der alte Kolonnenweg oder Harzer Grenzweg und führt heute entlang des Grünen Bandes. Er ist von Norden her der einzige Wanderweg auf das Brockenplateau. Er wurde seinerzeit von Bad Harzburg aus von Heinrich Heine erwandert und trägt daher heute seinen Namen. Der schönste Aufstieg, zeitlich auch der längste von Norden, ist allerdings der Weg von Ilsenburg aus.

Dieser Geotop ist durch Verwitterung entstanden. Die Felder beherbergen viele seltene Flechten, Bärlappe und Moose und dürfen nicht betreten werden! Die Blockfelder sind als »Nationaler Geotop« innerhalb des GEO-Parks »Harz. Braunschweiger Land. Ostfalen« ausgezeichnet. Der Fernblick richtet sich an dieser Stelle auf Tangermünde und Magdeburg.

MooreDiese empfindlichen Lebensräume sind mosaikartig im Bergfichtenwald verteilt. Im Sommer fällt das Schmalblättrige Wollgras mit den weißen Fruchtständen auf. In den trockenen Bereichen erkennt man nur durch genaues Hinsehen Moos-, Rauschund Krähenbeeren und die Rosmarinheide. Zwischen den Moosen versteckt sich der Sonnentau. Dieser Bereich darf nicht betreten werden!

Auf dem höchsten Punkt der Kuppe befindet sich die »Brockenuhr« – ein Ring mit 48 Wegweisern um eine Klippe aus sechs Granitfindlingen. Auf drei Etagen des Brockenhauses findet man verschiedene Ausstellungen mit dem Einblick in die Geschichte, über Mythen und Sagen sowie über Fauna und Flora und andere Lebensräume des Nationalparks. Das Brocken-Hotel auf dem Dach des Harzes, direkt im Nationalpark gelegen, bietet Komfort-Zimmer im einstigen Fernsehturm, dem ältesten der Welt, und gepflegte Gastronomie. Ein schneller Imbiß ist im Touristensaal zu haben.


Die Sage von den Zwergen vom Scharzfels

Die Sage von den Zwergen von Scharzfels

Hoch oben, auf waldigem Berge erhebt sich die Ruine Scharzfels, eine mächtige, freistehende Klippenmasse, deren graues Gestein weithin schimmert über die Gipfel der Buchen. Wie majestätisch mag einst diese Burg in das liebliche Oderthal geblickt haben, als noch mächtige Türme und Zinnen über ihr ragten, als noch weite Gemächer und Hallen sich auf dem felsigen Fundament erhoben. Alles das ist der Zerstörung anheimgefallen, nur die unerschütterlichen Felsen haben der Zeit und der Vernichtung widerstanden und geben der Nachwelt ein Zeugnis von einstiger Grösse.

Solange der Scharzfels von Menschen bewohnt war, hauste auch ein Kobold in der Burg, welcher selbst die ungeheuren Felsenhallen und den zum Himmel ragenden Turm mit geheimnisvoller Macht hatte erbauen helfen. Deshalb hing auch dieses nie alternde kleine Männchen in großer Zuneigung an den gräflichen Bewohnern. Wenn denselben irgendein fröhliches Ereignis bevorstand, sah man den Kleinen in hellgrauem Gewande auf den Zinnen, Dächern und Treppen lustig umhertanzen. Drohte aber ein Unglück den Burgbewohnern, so schlich er trübe und finster durch die Gänge des Schlosses. In Zeiten der Ruhe und des Friedens kam er nicht zum Vorschein – nur in der Nacht verließ er oft seinen Schlupfwinkel, um den Mägden oder Knappen eine Arbeit abzunehmen.

Als einst aber ein großes Unglück über die Familie des Burgherrn hereinbrach, welches der Zwerg schon lange vorher durch sein Poltern und düsteres Umherschleichen angekündigt hatte, fuhr er mit gewaltigem Krach durch den Turm in die Luft hinaus, nahm das Dach des Turmes mit hinweg und schrie und klagte entsetzlich. Seit der Zeit litt der Burggeist kein Dach mehr auf dem Turme.

Aber dieser Zwerg war nicht der einzige, der in der Gegend hauste; nein, sogar eine ganze Schar des kleinen Völkchens wohnte nahe bei dem Dorfe Scharzfels in dem Gemeindeholze auf der sogenannten »Sneie«. Hier hatten sie ihre Höhle, von hier aus unternahmen sie ihre Raubzüge. Diese Zwerge, »Quärge« genannt, glichen sehr wenig dem Burggeist. Im Gegenteil, das lose Völkchen bestahl und betrog die Einwohner der Umgegend, wo es nur konnte. Selbst die Kinder, welche von den Frauen, die auf dem Felde arbeiten mussten, in der Kiepe abseits gestellt wurden, waren vor den Anfechtungen der Zwerge nicht sicher. Sie nahmen die Kleinen aus den Körben und legten statt derselben die eigenen hässlichen Kobolde hinein. Bemerkten die Mütter den Tausch sogleich und fingen heftig an zu schreien, dann kamen die Bösewichter rasch herbei, brachten die gestohlenen Kinder wieder und holten die eigenen zurück. Aber nicht immer lief es so glücklich ab, und in der Nähe von Scharzfels haben Bauersleute einmal sehr lange ein solches Zwergenkind statt des eigenen gehabt.

Zu der Edelfrau auf der Burg aber kam einst ein alter Zwerg und sagte, sie solle einmal seinen Namen erraten; wenn sie das nicht könne, würde er ihr Kind fortnehmen. Die Dame ward sehr ängstlich und bat ihn, von seinem Vorhaben abzustehen. Aber der Zwerg schüttelte den Kopf. Drei Tage gab er ihr Zeit; dreimal dürfe sie raten, sei es ihr dann nicht gelungen, so käme, was er angekündigt. Damit verschwand er. Die Edelfrau grübelte vergeblich nach; wie sollte sie auch den Namen eines fremden Zwerges erraten? Sie ward tief traurig und weinte bitterlich, wenn sie ihr Kindchen sah. Ein Tag war schon vergangen und noch einer. Der dritte neigte sich seinem Ende zu; da kam plötzlich des Kindes Amme jubelnd herbeigestürzt. Sie war die Vertraute ihrer Herrin und hatte um deren Kummer gewusst. Wie sie nun am Fuße des Burgberges entlang gegangen war, da hatte sie plötzlich einen klingenden Ton an dem Felsen vernommen. Als sie neugierig ihr Ohr an den Felsen legte, um besser horchen zu können, da hatte ein Stimmchen da drinnen ganz deutlich gesungen:

»Heute brau ich, Morgen back ich, Übermorgen bin ich Edelkind. Wie gut ist’s, dass die Edelfrau nicht weiß, Dass ich Fidlefitchen heiß’!« Als die Dame das vernahm, schrie sie laut auf vor Freude, herzte das Kind, dankte der Amme! Und als der Zwerg nachher mit seiner Frage kam, siehe, da war der Name richtig und er musste mit langer Nase wieder abziehen.

Alle Abende, wenn es dunkelte und im Dorfe die Hausbewohner sich zur Ruhe begaben, machten die Quärge sich auf, um Nahrungsmittel aller Art zu holen. Manche sorgende Hausfrau, die, sich der reichen Vorräte freuend, sie abends selbst gut verwahrt hatte, mochte wohl am nächsten Morgen den losen Dieben fluchen, wenn sie Schüsseln und Teller geleert fand. Die Zwerge nahmen alles, Fleisch, Brot, Mehl, Eier, nichts war vor ihnen sicher. Ihr Leibgericht aber waren Erbsen. Darum hausten sie auch so arg auf den Erbsenfeldern und rissen und stampften in dem Eifer, recht viele zu erlangen, die Stauden nieder. Diese Verwüstungen ihrer wohlbestellten Felder hatten die Bauern schon Jahre hindurch mit großem Kummer angesehen; aber keiner wusste Rat, die diebischen Zwerge fernzuhalten; denn die machten sich durch ihre Nebelkappen unsichtbar und konnten nicht ergriffen werden.

Da kam einem Bauern ein guter Einfall; er ließ die langen Leinen, mit welchen die Pferde beim Pflügen gelenkt wurden, über die Grenzen seiner Felder ziehen und verbarg sich mit seinen Knechten in der Nähe. Bald hörten sie das Trampeln der kleinen Schar, die sehr eilig zu laufen schien. Zu sehen war erst keine Spur von ihnen; aber mit einem Male prallten die Zwerge mit den Köpfen gegen die Leine, ihre Kappen fielen ab und sichtbar standen sie vor den Augen der Verborgenen. Rasch kamen diese mit ihren Knütteln hervor und hieben die Kleinen so jämmerlich durch, dass sie schreiend auf und davon liefen. Das haben sie den Bauern aber sehr übel genommen und waren so erzürnt, dass sie alle fortzogen. Nur einer blieb zurück und soll noch heute dort wohnen.

Später wurde viel von den zurückgelassenen Schätzen der Zwerge erzählt. Manchen trieb es, in die Höhle hinabzusteigen, um nach Gold und Edelsteinen zu suchen. Keiner hat aber die Stätte erreicht, wo die Kostbarkeiten liegen sollten; denn um dahin zu gelangen, musste man eine Brücke überschreiten, bis zu der vorzudringen außerordentlich schwer war. Das Wasser, über welches die Brücke führte, rauschte und schäumte gar gewaltig; aber auf seinem Grunde barg es köstliches Gold und an dem jenseitigen Ufer lagen wertvolle Edelsteine die Menge. Ein Jäger wagte es einst, von seinem Hunde begleitet, in die Tiefe der Höhle zu dringen und hatte sich vorgenommen, nicht eher zurückzukehren, als bis er einen Teil der Schätze gefunden habe.

Lange harrte man seiner Rückkunft, aber vergeblich; erst nach Jahren ward der Jäger und sein Hund versteinert inmitten der Höhle vorgefunden. Einmal jedoch ist ein Waldarbeiter aus Scharzfeld wirklich über die Brücke gekommen; da hat ihm der Teufel, der dort Wache hält, einen Sack voller Steine gegeben. Bis zum Ausgange hat der Mann mühsam die schwere Last weiter geschleppt. Draußen angelangt aber warf er sofort den Sack vom Rücken und schüttelte, zornig über solch wertloses Geschenk, die Steine in die Höhle zurück. Nur ein paar der kleinsten steckte er in die Tasche, um zu Hause zu zeigen, wie ihn der Teufel gefoppt. Als er dieselben später hervorzog, hatte er lauter blinkendes Gold in den Händen. So schnell es seine Beine vermochten, lief er nun zurück zur Höhle, um die fortgeworfenen Steine zu holen; aber zu spät: der Böse hatte sie alle wieder fortgenommen.

Die Sage von den Zwergen vom Scharzfels
Illustration Luise Bussert, "Die schönsten Sagen aus dem Harz"