Harzer Bier: Zwischen Tradition und Moderne

Bier war im Harz als Volksgetränk unverzichtbar, weil es das einzige Getränk war, das das ganze Jahr über relativ steril hergestellt werden konnte. Heute können Biere industriell in wenigen Tagen hergestellt werden, aber durch Eile leiden Qualität und Geschmack. Ein Bier aber soll schmecken. Darum werden im Harz heute immer noch gute Biere mit Kompetenz und aus Tradition gebraut.

Hopfen und Malz, Gott erhalt’s: Bier war im Harz als Volksgetränk unverzichtbar, weil es das einzige Getränk war, das das ganze Jahr über relativ steril hergestellt werden konnte. Heute können Biere industriell in wenigen Tagen hergestellt werden, aber durch Eile leiden Qualität und Geschmack. Ein Bier aber soll schmecken. Darum werden im Harz heute immer noch gute Biere mit Kompetenz und aus Tradition gebraut.

Im Mittelalter wurde das Bier aus sehr unterschiedlichen Zutaten gebraut. Erst im 15. Jahrhundert wurden die Kräuterbiere zunehmend vom Hopfenbier verdrängt. Die Metapher vom Bier als »flüssiges Brot« hatte einen ernsthaften historischen Hintergrund: Damals galt Bier als geeignetes Getränk für Kinder. Es hatte einen geringeren Alkoholgehalt und war durch den Kochprozeß keimfrei, was vom damaligen Trinkwasser nicht behauptet werden konnte. In Zeiten von Mißernten war es wegen seines Kaloriengehalts eine wichtige Ergänzung zur knappen Nahrung. Minderwertiges Getreide mußte nicht weggeworfen werden, sondern wurde durch das Bierbrauen halbwegs genießbar.

Seit dem Mittelalter wird aus Hopfen und Malz im Harz Bier gebraut, wenn auch der Fermentierprozeß nicht immer gelang. Die ersten Brauhäuser gab es im 12. Jahrhundert, hervorgegangen aus den Brauereien der Klöster. Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist das Einbecker Bier bekannt. In Goslar wurde aus Weizen-Malz das obergärige Gose-Bier hergestellt, benannt nach der durch Goslar fließenden Gose mit besonders gutem und kalkarmem Wasser. Auch dieses Bier war nicht lange haltbar. Es hatte stark abführende Wirkung und wurde auch medizinisch genutzt und »Puparschknall« genannt. Aber das Gose-Bier war auch ein Getränk der Könige: So wurde es Otto dem III. (980-1002) bei seinen Besuchen im freiweltlichen Frauenstift zu Quedlinburg von seiner Schwester Adelheid serviert.

Im Oberharz wurde ein zweiter und damit minderwertiger Aufguß benutzt, um den Verkaufserlös bestimmten Zwecken zuzuführen. So gab es ein »Glockenbier« oder auch ein »Pflasterbier« zur Erneuerung des Straßenpflasters. Schlechte oder sauer gewordene Gebräue versuchte man durch merkwürdige Zusätze noch zu retten. Man war immer auf der Suche nach haltbareren und geschmackvolleren Bieren, so daß es später in der Region Harz so viele Biersorten gab wie kaum in einer anderen Landschaft. An einigen Orten war auch das Kesselbrauen zum häuslichen Gebrauch erlaubt, wenn kein Brauhaus vorhanden war oder Städte weit entfernt lagen. Dieses Bier war aber kein sicheres Lebensmittel, da Wasser oft verunreinigt war.

Im April 1516 wurde das Reinheitsgebot für Bier beschlossen. Es ist die älteste Lebensmittelverordnung der Welt. Sie sollte Biertrinker vor gesundheitlichen Gefahren schützen. Davor zuweilen verwendete Zutaten wie Ruß für Dunkelbier oder Stechapfel und Fliegenpilz waren fortan untersagt. Seither ist deutsches Bier auf vier Zutaten begrenzt: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Derzeit sind übrigens die Tschechen Weltrekordhalter im Bierkonsum. Das Zunftzeichen der Brauer ist der Sechsstern oder das Hexagramm, ein Symbol für die beim Bierbrauen erforderlichen Elemente Feuer, Erde, Luft, Wasser, Hopfen und Malz. Auf alten Abbildungen findet man das Hexagramm über dem Braukessel angebracht.

Heute können Biere industriell in wenigen Tagen hergestellt werden, aber durch Eile leiden Qualität und Geschmack. Ein Bier aber soll schmecken. Darum wird die Gose – das Harzer Urbier – in Goslars Gasthausbrauerei heute immer noch selbst produziert und mit einer feinen Note von Salz und Koriander veredelt.

In einem Stadtteil Wernigerodes, in Hasserode, gründete im Jahr 1872 ein gewisser Robert Hoppe die Brauerei »Auerhahn« nebst Biersalon. 1920 entsteht daraus die Hasseröder Brauerei AG. 1997 wird von der Hasseröder Brauerei in Wernigerode eine der modernsten Produktionsstätten in Europa errichtet.

Auch in der Altenauer Brauerei werden gute Biere mit Kompetenz und aus Tradition gebraut. Statt mit Hopfenextrakt wird mit echtem Hopfen gearbeitet. Der Hopfen ist mehr als die Summe seiner Bestandteile, seine Inhaltsstoffe beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen in ihrer Gesamtheit den eigentlichen Wert des Naturproduktes. Gebraut wird mit Harzer Quellwasser und dem besonderen Pilsner Malz von den eigenen Feldern des Klostergutes Wöltingerode.

Museums- und Traditionsbrauerei WippraEinmalig in Europa ist die Museums- und Traditionsbrauerei Wippra bei Sangerhausen. Das ist so, weil die noch komplett erhaltene und in Mitteldeutschland einmalige Transmissionsanlage alle Rührwerke und die alte Schrotmühle antreibt wie vor 100 Jahren. Im 500 Jahre alten Eiskeller reifen und lagern die Jahrgangsbiere.

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