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Ein Fauxpas, eine Schule und das Neuschwanstein des Harzes – Herzogstraße 21, Blankenburg

Nein, eine bezaubernde Schönheit ist sie nicht, diese Villa, die der Architekt für sich selbst gebaut hat. Kreisbaumeister Carl Heinrich Frühling erbaute in Blankenburg seinen Wohnsitz.
Herzogstraße 21, Blankenburg
© Verlag Bussert & Stadeler, Foto: Clemens Bussert

Nein, eine bezaubernde Schönheit ist sie nicht, diese Villa, die der Architekt für sich selbst gebaut hat. Und auf der Bühne der architektonischen Eitelkeiten würde schnell der letzte Vorhang fallen. Kreisbaumeister Carl Heinrich Frühling erbaute in Blankenburg seinen Wohnsitz. Allerdings war er dort selten anzutreffen. Als gefragter Architekt und Baumeister wirkte er auch jenseits der Grenzen der braunschweigischen Residenzstadt. Seine beiden Söhne, in Blankenburg geboren und aufgewachsen, wurden ebenfalls bekannte Baumeister. Besondere Bekanntheit erlangte Heinrich Johannes Carl Frühling (1839-1912). Als »Schloßbaurat« leitete er einige Bauprojekte für das Wernigeröder Grafenhaus. Am bekanntesten ist zweifellos das Wernigeröder Schloß, das »Neuschwanstein des Harzes«, ohne daß das heutige Wernigerode undenkbar wäre.

Hervorhebenswert ist auch seine Bauleitung des Schlosses zu Ilsenburg, des Gymnasiums Wernigerode – heute Gerhard Hauptmann Gymnasium –, des Krankenhauses Wernigerode, am Burgberg 9 a. Heute wird dieses Haus als Hotel genutzt. Auch die bekannte Villa Gruson in Quedlinburg, Mummental 1 trägt seine Handschrift. Seine bekanntesten Bauten stehen in Wernigerode.

In Blankenburg selbst hat Vater Carl Frühling neben ständigen Arbeiten am Schloß, Rathaus, Domäne und Bartholomäuskirche weitere unübersehbare Spuren hinterlassen. Der Entwurf des Gymnasiums »Am Thie« geht auf ihn zurück. In klassizistischer Klarheit grüßt eine Fassade aus sauber behauenem »Heidelberg-Sandstein«. Nach vielen Jahren drangvoller Enge im Vorgängerbau konnten sich die Pennäler ab 1877 eines Hauses erfreuen, das keine Wünsche offenließ. Chemie- und Physikraum mit treppenartig ansteigender, hörsaalartig universitärer Anmutung, lichtdurchflutetem Zeichensaal, Beobachtungsplattform für astronomische Übungen nach dem Umbau 1927, Turnhalle, Wohnung für Direktor und Pedell; das alles bekrönt von den Losungsworten: Menschlichkeit und Weisheit. Welch ein Vermächtnis! Carl Frühling wurde zum Ehrenbürger von Blankenburg ernannt.

Ein Auszug aus dem Buch „Villenstadt Blankenburg – Glanz und Geschichte“ in dem 42 der schönsten und interessantesten Villen Blankenburgs vorgestellt werden.