Der Walfisch am Wernigeröder Schloss

Bei einer großen Wasserflut, deren riesige Wellen auf ihrem Weg alles zerstört hatten, sichtete man nicht unweit des Wernigeröder Schlosses einen Walfisch.
Illustration Luise Bussert, „Die schönsten Sagen aus dem Harz“

Die Sage vom Walfisch am Wernigeröder Schloss

Der Walfisch am Wernigeröder Schloss
Illustration Luise Bussert, "Die schönsten Sagen aus dem Harz"

Bei einer großen Wasserflut, deren riesige Wellen auf ihrem Weg alles zerstört hatten, sichtete man nicht unweit des Wernigeröder Schlosses einen Walfisch. Sofort berichteten die Schiffsleute dem Grafen, dass ein riesiger Walfisch auf das Schloss zukäme. Er wäre so riesig, dass er wohl das ganze Schloss mit all seinen Bewohnern verschlingen könne. Der Graf schickte einen Boten zu einer weisen alten Frau, die ihm schon oft mit guten Ratschlägen zur Seite gestanden hatte.

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Die Alte kam auch sofort und riet dem Grafen ein starkes Seil anfertigen zu lassen, an dessen Ende ein sehr großer und stabiler Eisenhaken mit spitzen Widerhaken befestigt werden sollte. Dann sollte man das Seil aus dem Schlossfenster hinaus auf die Schlossmauer hängen und auf den Haken ein riesiges Stück Fleisch aufspießen. Der Walfisch würde den riesigen Fleischhappen nicht verschmähen und ihn mitsamt dem Haken verschlingen. Dann solle man das Seil anziehen, bis der Wal am Haken hänge und ihn so lange an der Mauer hängen lassen, bis er verhungert sei.

Nun gut, meinte der Graf und gab entsprechende Befehle. Da er aber doch ein paar Zweifel hatte, rief er seine tapfersten Ritter zusammen. Falls der Plan schief gehen würde, wollte er mit ihnen zusammen das Schloss verteidigen.

Alle Bewohner des Schlosses zogen sich auf Geheiß des Grafen in den Bergfried zurück. Die Ritter aber versammelten sich hinter dem Schloss zum Angriff auf das Untier. Mit einer tosenden Welle, fast einer Sturmflut gleich, kam der riesige Walfisch auf das Schloss zu. Wie die Alte gesagt hatte, schnappte er nach dem Fleischhappen und verschlang ihn mitsamt dem Haken. Die Männer zogen das Seil an und der Walfisch hing an der Schlossmauer – bis er verhungert war. Die Wasserflut aber ging sogleich zurück und alle waren froh, dass das Unheil abgewendet werden konnte.

Das Walfischgerippe aber sollte als Wahrzeichen für die Tapferkeit der Bewohner des Schlosses auf ewig am Wernigeröder Schloss zu finden sein. Noch heute können alle Besucher des Schlosses einen riesigen Walknochen bestaunen.

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