In der Ausstellung „Mal` Mythos, mal` Traum“ sind unter anderem Illustrationen der Künstlerin zum Band „Die schönsten Sagen aus dem Harz“ und gestaltete Traumbilder zu sehen. Luisens in der Ausstellung vorgestellte Arbeiten scheinen zugleich ihrer Werkstatt entnommen – die Schau hat Werkcharakter. Ihre großformatigen Pappen mit einem starken Farbauftrag bestechen im ersten Anschauen durch ein anarchisches Zusammen von Form und Material. Genau so entstehen die großformatigen Collagen.
Luise verwendet neben der Leinwand auch Stoffe und Acessoires. Dann werden Farbkompositionen aufgebaut, Farbthemen profiliert. Das sei, sagt die junge Künstlerin, schon ein erstes sinnliches Vergnügen. Damit nicht genug, werden die entstehenden Werke auch gern Witterungseinflüssen ausgesetzt – Regen verleiht den verwendeten Farben einen aquarellierenden Effekt. Diese Farbverläufe schaffen Übergänge, bieten Korrespondenzen, lassen Nebeltäler zwischen den zuweilen schroffen Farbgebirgen entstehen.
Dann, in einer zweiten Phase, sieht die Malerin den Material- und Farbmix noch einmal neu, gewissermaßen mit einem geschärften Auge. Und plötzlich werden Strukturen sichtbar: Figurationen, absonderliche Geschöpfe schälen sich aus dem Strukturen heraus. Sie benötigen Profil – mit einem Fineliner oder spitzigen Werkzeugen hebt Luise sie aus der Formanarchie heraus. Gegenständliches, oft Landschaften, Stilleben ergänzen die Szenerie. Antiziperte Geschöpfe der Phantasie und des Traums, der Strom ikonographischer Traditionsverweise und die Forderungen des Materials geben sich ein Gewand. Aber längst nicht alles ist so geplant gewesen.
Es ist etwas Herbes im individuellen Stil der Künstlerin, was daraus entsteht. Miniaturen sind zu entdecken, aber sie wirken nicht niedlich oder knuddlig. Pittoresk sind sie gleichwohl, zuweilen grotesk. Aber zugleich kann man Traum-Miniaturen entdecken, die ein berührendes Momentum einfrieren, einen Augenblick zwischen Erinnerung und Traum.
So ist es auch kein Wunder, daß Luisens Illustrationen zu den Sagen und Mythen aus dem Harz die Schattengestalten des schroffen Gebirges versammeln: Hexen, zwielichtige Zwerge, Beelzebub persönlich. Aber wer vermißt im Umkreis des Blocksberges wirklich den Prinzen?