Arnika – Das Universaltalent unter den Heilpflanzen
Diese im Juni und Juli auffällige goldgelb blühende Pflanze ist eine strahlende Schönheit! Sie war auf Bergwiesen, an Berghängen, trockenen Hochmooren und Heiden von der Ebene bis in die alpine Stufe und in den Mittelgebirgen Deutschlands einst eine weit verbreitete Pflanze, ist inzwischen aber stark gefährdet. Im Harz ist die Arnika auf nährstoffarmen Borstgraswiesen zwar immer noch zu finden, aber durch Nutzungsintensivierung und durch Aufgabe der Bewirtschaftung stark zurückgegangen. Heute steht sie deutschlandweit unter Naturschutz.
»Aus Arnika, dem Engelkraut, wird manche Arzenei gebraut. Ob Tropfen, Salben, ob Tinktur, in Arnika liegt Reinnatur.«
– Ingo Baumgartner
Gedüngte Wiesen mag sie nicht, sie liebt die Höhe. Nach Goethe gehört sie zu den freien Höhen des Urgesteins und wächst an den Stufen von Götterthronen. Die Pflanze ist ein 30-50 cm hohes ausdauerndes Kraut. Aus dem Wurzelstock entwickelt sich eine grundständige Rosette großer lanzettlicher ganzrandiger Blätter. Der Stengel mit einigen kleineren Blättern verzweigt sich meistens in den Achseln des obersten Blattpaares. Die strahlenförmigen Blütenköpfchen werden von einem Hüllkelch umschlossen.
Häufig wird Arnika mit Wiesenbocksbart oder auch mit der Ringelblume verwechselt, unterscheidet sich aber von anderen gelb blühenden Korbblütlern [asteraceae] durch den eigenartigen aromatischen Duft. Für einen feldmäßigen Anbau eignet sie sich nicht. An ihre Stelle tritt eine leicht kultivierbare Wiesenarnika [arnica chamissonis] aus Amerika, die ähnliche Zusammensetzung an Wirkstoffen besitzt und für den pharmazeutischen
Bedarf angebaut wird.
Die Arnika ist ein Universaltalent unter den Heilpflanzen. Verwendet werden vorwiegend die Blüten, seltener die Wurzel. Die Pflanze enthält ein Gemisch von Inhaltsstoffen, vor allem Bitterstoffe, Flavonoide und ätherisches
Öl. Das Wirkungsspektrum ist entsprechend umfangreich. So wirkt die Droge äußerlich antiphlogistisch, antiseptisch, antirheumatisch, antineuralgisch, antimikrobiell und verringert folglich Entzündungsreaktionen. Es ist die heilsame Pflanze für den Bewegungsapparat als Erste-Hilfe-Mittel bei Verletzungen und Unfällen mit Blutungen, für Wunden aller Art, auch Wundliegen, Prellungen, Verstauchungen, Quetschungen. Zubereitungen haben ihren festen Platz in den Apotheken. Auch der Wasserdoktor Sebastian Kneipp meint: »Arnika halte ich für das erste Heilmittel bei Verwundungen und kann es deshalb nicht genug empfehlen.«
Auszüge aus den Blüten als Tinktur oder Tee werden nur äußerlich angewendet, zu Salben und Gelen verarbeitet oder als Umschlag aufgelegt, zum Beispiel bei Venenschwäche, Muskel- und Gelenkbeschwerden. Traumen
und Schockerlebnisse werden mit homöopathischen Arnika-Dilutionen behandelt, also Verschüttelungen mit Wasser/Alkohol, um die Wirkung zu verstärken. Die Tinktur ist immer 1:5 zu verdünnen. Zum Gurgeln bei Mundschleimhaut- oder Rachenentzündung wird die Tinktur 10-fach verdünnt.
In den Schriften der Antike ist Arnika nicht zu finden. Die früheste Aufzeichnung ist vermutlich die in der Physika der Hildegard von Bingen: »Wenn zwischen der Haut und dem Fleisch des Menschen Flecken und Blasen hervorbrechen, dann soll Wundkraut in Wasser gekocht und warm aufgelegt werden…« Sie nennt dieses Kraut Wolfesgelegena, von dem später ein anderer Name für Arnika Bergwohlverleih abgeleitet worden ist. Die Beschreibung wird von der Forschung auf Arnika bezogen.
Die Anwendung der Arnika geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Im Kräuterbuch des Adam Lonitzer ist zu lesen: »Bei den Sachsen gebraucht es [das Kraut] das gemeine Volk, bei denjenigen, die von höher herabgestürzt sind oder sich sonst bei der Arbeit verletzt haben.« Achtung! Wegen toxischer Nebenwirkungen kann Arnika zum innerlichen Gebrauch nicht empfohlen werden.
Wie bei vielen Korbblütlern sind äußerlich angewendet allergische Reaktionen besonders bei hellhäutigen und
rotblonden Menschen möglich, die sich in brennenden Hautausschlägen äußern.
Wie vielen anderen Heilpflanzen auch hat man der Arnika besondere Kräfte, Zauberkräfte, zugesprochen. Sie
zählte zu den Johanniskräutern durch die gelben Blüten, die zur Zeit der Sommersonnenwende blühen. Sie
wurden am Johannisabend unter das Dach gelegt, um sich der Signaturenlehre nach so vor Blitz und dem bösen
Treiben von Dämonen oder »Hexen« zu schützen. Arnika sollte auf keinen Fall in einer Hausapotheke fehlen, in
vielen Notsituationen kann schnell Erste Hilfe geleistet werden.