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Kräuterwanderung um Walkenried – Über Gipskarstklippen ins Himmelreich

Die Karstlandschaft Südharz ist ein Naturraum, der für Europa einzigartig ist. Eine Etappe des langen Karstwanderweges ist der Rundwanderweg um Walkenried.
Karte Kräuterwanderung um Walkenried

Die Karstlandschaft Südharz ist ein Naturraum, der für Europa einzigartig ist. »Karst« ist die Auflösung der ursprünglich abgelagerten Gips- und Dolomitgesteine, so daß die Entwässerung überwiegend unterirdisch verläuft. In Trockenzeiten versickern die Gewässer in die Höhlen des Untergrundes. Die Auflösung von Gips führt zu einer Veränderung der Karsterscheinungen. Ein 233,2 Kilometer langer, mit einem »K« auf rotem Querbalken markierter Wanderweg, der im Landkreis Mansfeld [Sachsen-Anhalt] beginnt, über Nordhausen [Thüringen] führt und im Landkreis Osterode [Niedersachsen] endet, bietet eine Landschaft mit einem enormen geologischen Reichtum und biologischer Vielfalt. Ein Teil der wertvollen Gebiete steht unter Naturschutz mit besonderen Schutzbestimmungen – ein Biosphärenreservat. Höhlen, Quellen, verlandete Seen sind heute Fundplätze frühgeschichtlicher Forschung.

Steiles Relief im Gipskarst hat die Besiedelung nicht zugelassen, darum sind viele hier typische Buchenwälder naturbelassen. Unberührter Gipssteinbruch weist eine Fülle von Moosen, Flechten, Gräsern und Farnen auf. In Walkenried beeindruckt neben der Zisterzienser-Klosteranlage, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, vor allem die Teichlandschaft. Der Überlieferung nach sollen die Mönche 365 Teiche, also für jeden Tag einen Teich angelegt haben. Rund 50 Teiche sind noch nachweisbar. Als erfahrene Berg- und Hüttenherren entwickelten sie Systeme der Montanwirtschaft und gelten heute als Väter der Oberharzer Wasserlandschaft. Ihre Spuren sind sichtbar erhalten geblieben.

Eine Etappe des langen Karstwanderweges ist der Rundwanderweg Walkenried – Itelteich – Himmelreich – Walkenried

  • Anstieg ca. 100 m
  • Gesamtstrecke ca. 6,5 km
  • Wanderdauer ca. 3,5 Stunden mit Ruhepausen
  • Gastronomie: Kloster-Café
  • Markierungen: Der Weg ist überwiegend mit dem »K« auf rotem Querbalken und Hinweisschildern markiert, als Rundwanderweg Nr. 2 mit gelbem Dreieck in gelber Umrandung für die Himmelreich-Wanderung.
Karstwanderweg, Kloster Walkenried
Karstwanderweg, Kloster Walkenried

Start am Bahnhof Walkenried oder Kloster Walkenried

Der Rundwanderweg kann am Bahnhof Walkenried beginnen. Auf der Ortsstraße geht es zu Hotel und Gasthof »Goldener Löwe« und führt bis zum Torhaus hindurch zu den ehemaligen Anlagen des Klosterbezirkes. Im Uhrzeigersinn um die Klostergebäude und die höchst beeindruckende Klosterkirchenruine herum führt der Weg am rechten Ufer der Wieda entlang, dann über den Kloster-Museumsparkplatz, an dem auch begonnen werden kann, weiter bis zur Straßenbrücke. Von hier aus geht es auf dem Wanderweg Nr. 2 parallel zur Bahnlinie bis zum Itelteich, der zum Naturschutzgebiet »Itelteich« als Bestandteil eines Flora-Fauna-Habitats gehört. Vor dem bald erreichten Bahnübergang muß allerdings links zum Waldsaum abgebogen werden, um den Anstieg in das Naturschutzgebiet zu erreichen, das neben dem namensgleichen Teich die Itelklippen, das Gipsmassiv »Himmelreich« und eine Reihe von weiteren Teichen umfaßt.

Itelteich und Himmelreich
Blick vom Himmelsreich auf den Itelteich mit Bahnstrecke

Itelteich und Himmelreich

Der Itelteich ist der größte von den genannten 50 Teichen. Gespeist wird er von verschiedenen Karstquellen und der Wieda. Die Klosterbrüder ließen hier ein Stauprojekt entstehen, aus dem ein Fischgewässer wurde. Mächtige alte Buchen säumen nun den Weg hinauf auf die Anhöhen. Wer aufmerksam schaut, kann am Wegrand die Ährige Teufelskralle, den Waldziest, die Knotige Braunwurz und das Kleine Waldvögelein nicht übersehen. Nach kurzer Wegstrecke wandert man den als Karstwanderweg gekennzeichneten Weg weiter bis zum Himmelreich, einer Anhöhe über dem Itelteich, auf dem sich im Monat Mai ein üppiger Himmelschlüssel-Teppich ausbreitet. Durch diesen Berg ist im 19. Jahrhundert ein 268 Meter langer Tunnel gelegt worden für die Bahnstrecke Nordhausen-Göttingen, der Walkenrieder Tunnel. Dabei ist der größte Natur-Hohlraum Deutschlands, die Himmelreichhöhle, entdeckt worden, die »wunderinteressante Riesenhöhle« [Nordhäuser Zeitung 1869], welche durch den Tunnel aber nicht zugänglich ist.

Das Gipsmassiv Himmelreich ist ein beliebtes Wanderziel, das den Wanderer nach dem Aufstieg mit einem herrlichen Blick auf das südliche Harzvorland und westlich auf Ellrich belohnt, preisgegeben der großen Weite. Auf der Bank neben einer Stempelstelle »Harzer Wandernadel« schaut man in Ruhe in diese Weite hinein und wird gegebenenfalls belohnt, wenn ein Zug in den Berg hineinfährt.

Die Ruhe genießen, Kräuterwanderung um Walkenried
Himmelsreich: Einfach mal die Ruhe und den Blick genießen

Auf der Ellricher Seite im Naturschutzgebiet »Igelsumpf« gedeiht noch das Gipsfettkraut, das weltweit einzigartig und auch nur noch in wenigen Exemplaren in der Südharzer Gipslandschaft vorkommt. Diese kleine »fleischfressende« Pflanze hat im Igelsumpf bereits ihren Sekundärstandort, weil sie durch den Gipsabbau im Landkreis Nordhausen so stark gefährdet war, daß dort kein Bestand mehr nachweisbar ist. Hierher versetzt, wurzelt es direkt in den Gips-Untergrund ein. Die Blattrosette bildet Klebtropfen, an der Insekten hängen bleiben. Im Mai entfaltet sich eine hellblaue Blüte – ein kleines Wunder der Natur. Eine Einsicht gewährt der Sitzplatz in der Höhe leider nicht.

Weiter geht es bis zum sogenannten Hexentanzplatz. Ringsherum begegnet man einer artenreichen Laubwaldvegetation und mehrfarbigen Akelei-Beständen, der Türkenbundlilie, dem Sanikel und dem Wald-Habichtskraut. Nordöstlich vom Hexentanzplatz findet man den Seggen- und Orchideen-Buchenwald. Der Wanderer genießt eine wahrhaftig einzigartige Landschaft. Mit dem von Buchen bestandenen Gipsrücken ist das Himmelreich eines der schönsten Teile des südlichen Vorharzes mit dem Blick auf den Itelteich. Nach wenigen Metern erreicht man eine Schutzhütte. Absterbende Bäume, entblößte knorrige Wurzeln, Totholz, Bäume, die teilweise älter sind als 250 Jahre, charakterisieren den fast wildromantischen Naturschutzcharakter des Himmelreichgebietes. Das Absterben einer Buche kann über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Eindringende Pilze zersetzen den Hohlkörper, der dann Opfer von Sturm werden kann. Wegen der Umsturzgefahr dieser uralten Exemplare auf dem unsicheren stockenden Gips-Untergrund erfolgt das Betreten des Gebietes auf eigene Gefahr.

Von hier oben brechen die Itelklippen ca. 50 Meter senkrecht zum Itelteich ab. Im Erlenbruch am Itelteich findet man den vom Aussterben bedrohten Zungen-Hahnenfuß, und an schuttreichen Hängen nicht alltägliche Mondviolengesellschaften, die hier wegen der hohen Luftfeuchtigkeit gedeihen können. Entlang der weiteren Wanderung befindet man sich immer noch auf dem markierten Karstwanderweg »K«. Hinab an den Itelklippen nach Süden führt der nun offene asphaltierte Weg rechts zum Röseberg, dem das Ortsbild von Walkenried prägenden Berg, der durch Steinbrucharbeiten leider an Substanz verliert. Vorbei an der gewaltigen Abbaustelle quert der Wanderweg die südliche Straßenbrücke über das Flußbett der Wieda mit riesigen Pestwurzpflanzen. Der Bach ist zu Trockenzeiten oft im Untergrund versiegt. Der Weg führt weiter nach rechts auf die Wiedigshofer Straße nach Walkenried, bis nach wenigen Metern links der »K«-Wanderweg vorbei an einem Gehöft wieder in den Wald führt. Ein Wegweiser zeigt dann den Abzweig nach rechts an; auf schmalem Pfad geht es unterhalb des Röseberges weiter vorbei an seinen Gipsklippen und der feuchten Schluchtwaldvegetation mit der Vielblütigen Weißwurz, auch Wald-Salomonsiegel genannt und Goldrutenbeständen, sowie an weiteren Klosterteichen, bis es nach der beidseitig lesbaren Informationstafel »Röseberg« nach rechts über einen Damm am Kalkteich weiter über die Bahnschienen und die Straße zurück geht bis zum Klosterbezirk.

Kloster-Café, Walkenried
Kloster-Café, Walkenried

Besuch des Kloster-Cafés zum Abschluss

Wenn auch die Landschaft durch die Gipsindustrie an vielen Stellen durch tiefe Wunden in das Karstgestein zurückgedrängt wird, wogegen sich die Bürger von Walkenried vehement einsetzen, so bleiben dem Wanderer doch die herrlichen Wälder, wunderbare Ausblicke, interessante botanische Besonderheiten und die Karstklippen als ein außergewöhnliches schönes Erlebnis in Erinnerung. Ein Besuch der Klausurgebäude des Klosters rundet den Wanderweg ab. Im Kloster-Café ist die wohlschmeckende Klosterkräutersuppe fast schon ein Muß. An dieser Stelle empfehlen wir auch die sieben Kilometer lange westliche Route Walkenried – Priorteich – Sachsenstein – Höllenstein – Walkenried.