Mauer und Make-Up der Rappbodetalsperre

Ein Auszug aus dem Buch "Wunder verbinden – Natur, Tradition & Erfindergeist entlang der Bode".
Foto: Verlag Bussert & Stadeler

Ja wo gibt’s denn so was? Graffiti an der Sperrmauer? Ja, ist denn das erlaubt?
Ganz klar: Nein!

Doch in diesem Fall ist alles anders. Ernsthafte Leute unterschiedlicher Gewerke haben sich zusammengetan, um ein zwar temporäres, aber dafür ziemlich einzigartiges Kunstwerk zu schaffen. Eine Leinwand aus Beton tut sich auf; 106 Meter hoch, 415 Meter breit ist der Platz für ein XXXL-Bild – wahrscheinlich wagte sich nur Cristo an noch größere Objekte. Als Projektionsfläche der kühnen Idee dient die Luftseite der gewaltigen Sperrmauer. Klaus Dauven, ein kunststudierter und sehr kunstbeflissener Mann, schuf mit mehreren erfahrenen Kletterern von der Firma Kärcher ein Werk, bei dem – äußerst memorabel – nicht wie üblich aufgetragen, sondern vielmehr etwas abgetragen wird. Es hat vier Wochen gedauert und zehn Kletterer gebraucht. So ging es der 65 Jahre alten Betonpatina zielgerichtet an den Kragen. Lasergenau wurde vermessen, mit Kärcher-Hochdruckreinigern alter Schmutz, bestehend aus Moosen, Flechte und Pilzbewuchs abgetragen, was den Talsperrenchef sicher erfreut haben dürfte.

Übrig blieben Schmetterlinge, die auf die unvergleichliche Natur des Harzes hinweisen. Auf 40.000 Quadratmetern tummelt sich nun der ‚kleine Eisvogel‘, eine Schmetterlingsart aus der Familie der Edelfalter. Hier steht er einmal nicht auf der Roten Liste. Die Methode sollte insofern verallgemeinert werden, um so manches von Farbanstrichen bislang verschont gebliebenes Haus dergestalt aufzuhübschen. Frei nach: Hast Du einen Kärcher – gibt es keinen Ärcher!